In Zusammenarbeit mit dem Archiv der Stiftung zur Industriegeschichte Thyssen wurde ein Dachbodenfund aus dem Siegerland aufgearbeitet, der ein spannendes Stück westfälischer Industriegeschichte dokumentiert.

Rund 2.300 Aufnahmen der Charlottenhütte, die einerseits den Wiederaufbau nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sowie die Modernisierung und Expansion der Produktion in den 1950er- und frühen 1960er-Jahren zeigen, sind nun im Bildarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen online verfügbar. Die Bilder geben einen Einblick in die Arbeits- und Lebensumstände in der Siegerländer Stahlindustrie zur Zeit der jungen Bundesrepublik. Der Bestand wurde aufgrund seines Umfangs in sieben thematische Kategorien eingeteilt. Es finden sich Aufnahmen zu Produktionsanlagen, Gebäude und Landschaften, Betrieb und Mensch, soziale Betriebseinrichtungen, Wohnungswesen, Aus- und Weiterbildung und zu guter Letzt eine Kategorie mit weiteren Aufnahmen, die nicht klar zuzuordnende, aber aus heutiger Perspektive interessante Aufnahmen umfasst, wie zum Beispiel das 100.000 gepresste Schrottpaket.

Die Urheber der Fotografien sind leider nicht bekannt. Da für die Erstellung von Großbildnegativen eine hochwertige Kameraausrüstung erforderlich war, kann davon ausgegangen werden, dass ein professioneller Fotograf bzw. Fotografin die großformatigen Aufnahmen auf der Hütte erstellt hat. Das kann ein angestellter, aber auch ein örtlich ansässiger Fotograf bzw. Fotografin gewesen sein. Aufgrund der fehlenden schriftlichen Überlieferung können dazu keine verlässlichen Aussagen getroffen werden.

Der Bestand ist über Umwege im Bildarchiv des LWL-Medienzentrums gelandet. Mitglieder des Vereins für Siegerländer Bergbau e.V. entdeckten die Aufnahmen 2022, unter Vermittlung der LWL-Archäologie konnte das Bildarchiv 6.800 Negative sichern. Da sich die Aktenbestände der Vereinigte Stahlwerke AG, zu der die Charlottenhütte gehörte, im Archiv der Stiftung zur Industriegeschichte Thyssen befinden, war es naheliegend, Fotos und Akten in einem Archiv zusammenzuführen. Daher wurden die Originale dorthin abgegeben. Eine großzügige finanzielle Förderung der Sparkassenstiftung Siegen für Kunst und Kultur sowie des Kreisarchivs Siegen-Wittgenstein, welches ein großes Interesse an der Aufarbeitung der regionalen Industriegeschichte hat, ermöglichte die komplette Digitalisierung der umfangreichen Sammlung. Das Archiv der Stiftung zur Industriegeschichte Thyssen übernahm die Verzeichnung der Digitalisate. Um die Bilder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen zu können, wurde eine Auswahl von gut 2.300 Aufnahmen in die Onlinedatenbank des Bildarchivs des LWL-Medienzentrums eingestellt.

Die Bilder sind abrufbar unter: https://www.lwl.org/marsLWL/ko/de/235080552